Jrrdisch erwehleter/ Himmlisch vermähleter Braut Letztere Abschieds-RedeWelche
Nach seligstem Absterben Der Hoch-Edel-gebornen Jungfrauen Jungfrau Barbara Helena/ von Sommerfeldin SommerfeldFranz Albrecht vonGeykenAlexanderHaafSusanneJurishBryanBoenigMatthiasThomasChristianWiegandFrankCLARIN-DLangfristige Bereitstellung der DTA-AusgabeVollständige digitalisierte Ausgabe.89625666529dta@bbaw.deDeutsches TextarchivBerlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermanyBerlin2019-12-10T09:35:31Z
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Nach seligstem Absterben Der Hoch-Edel-gebornen Jungfrauen Jungfrau Barbara Helena/ von Sommerfeldin SommerfeldFranz Albrecht von8Johann Christoph JacobBreslau1672Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 E 291/39-43 / 354530
Fraktur
font-family:sans-seriffont-weight:boldcolor:bluedisplay:block; text-align:centerdisplay:block; margin-left:2em; text-indent:0display:block; margin-left:4em; text-indent:0display:block; margin-left:6em; text-indent:0border:1px dotted silverborder:1px dotted silverletter-spacing:0.125emfont-style:italicfont-size:150%font-variant:small-capsfont-size:largercolor:reddisplay:block; text-align:righttext-decoration:line-throughfont-size:smallervertical-align:sub; font-size:.7emvertical-align:super; font-size:.7emtext-decoration:underlineborder-bottom:double 3px #000GermanGebrauchsliteraturLeichenpredigtGebrauchsliteraturLeichenpredigtreadyaeditJrꝛdiſch erwehleter/
Him̃liſch vermaͤhleterBraut
Letztere Abſchieds-Rede/WelcheNach ſeligſtem Abſterben
Der Hoch-Edel-gebornen JungfrauenJungfrau Barbara Helena/
von Sommerfeldin/
Auff Grunau/ Altzenau und Arnßdorff/
Seiner vorhin hertzlich-geliebten/
Numehro ſchmertzlich-beklagten/
Jungfrauen Schweſter/Zu letzterer Bruͤderlichen Liebes-BezeugungauffgeſetzetFrantz Albrecht von Sommerfeld.Breßlau/
Jn derBaumanniſchen Erben Druckerey druckts Joh. Chriſtoph Jacob/Factor.1672.
SAgt/ Sterbliche/ die Jhr der leichten Hoffnungtrauet/Die Jhr die Eitelkeit der Dinge Grund-ſtein nennt/Sagt/ wie Jhr ſo behertzt auff ſchwachen Truͤbſand bauet/Und Euren Jrꝛthum nicht und blinden Vorſatz keñt?Elende Sterbliche! wo wollen die Gedancken/Wo ſpitzige Vernunfft/ mit jhren Schluͤſſen hin?Muß nicht deß Willens Lauff von ſeinem Ziele wancken/Wenn das Verhaͤngnuͤß pflegt die Schnure vorzu-ziehn?Kom̃t/ nehmet an mir wahr/ wie ſich das Blat kan wen-den/Wie ſich in einem Huy! deß Meunſchen Zweck ver-ruͤckt.Wie das/ was man vermeint zu haben in den Haͤnden/Geſetzt muß werden nach dem/ was der Him̃el ſchickt.Kom̃t/ ſeht/ mein Zuſtand kan Euch zu der Lehre dienen/Und zeugen dieſer Welt geſchminckte Nichtigkeit.Mir/ die Jch ſolte kaum recht fangen an zu gruͤnen/Reiſt Tod und Kranckheit hin die zarte Lebens Zeit.Wo bleibt mein Braͤutigam? wo die geweihtẽ Kleider/Die Jch/ als eine Braut jetzt ſolte legen an?Jſt Ort und Zeit beſtim̃t zur Hochzeit: Ja: Ach leider!Sagt/ Sterbliche/ was ſich vorm Wechſel huͤttẽ kan.a ijMeinMein keuſches Braut-Bett wird in eine Grufft ver-kehret/Man legt vor Braut-Schmuck mir den Sterbe-Kittel an.Cypreſſen werden Mir vor Myrten jetzt gewaͤhret/Die Morgengabe friſt der Libitinen Zahn.Wie wird bey meinem Fall ſich alles aͤndern muͤſſen?Weil ſich was Widriges in alle Winckel ſetzt.Der Thraͤnen bittre Fluth wird von den Wangen fluͤſ-ſen/Die Lippen dorren auß/ die ſonſt ein Kuß genetzt/Die ſonſt dem Liebſten ſich bepurpert ſolten zeigen.Die Hochzeit-Fackel wird zu einem Trauer-Licht.Die liebliche Muſic und Seiten-Spiel muß ſchwei-gen/Weil Winſeln/ Ach! und Weh/ was Luſtig/ leidetnicht.Gibt dieſes alles nicht den Fuͤrnis zu erkennen/Mit dem die Sterbligkeit ſtreicht jhre Glieder an?Ja freylich: was wir ſehn/ iſt Eitel nur zu nennen/Doch blendet offters uns ein falſch-gefaſter Wahn.Viel meynen in der Welt ein Paradiß zu haben/Das nichts/ als Liebligkeit und holden Anmuthhegt.Allein/ gar weit gefehlt! kan uns ein Garten la-ben/Der ſaure Schleen nur gibt/ und Dorn und Diſtelntraͤgt?LaͤſtLaͤſt ſich das Gluͤcke gleich mit ſuͤſſen Blicken ſehen/Wie bald kom̃t nicht die Nacht der Kuͤmmernuͤßherbey?Bald fuͤhlen wir/ daß uns geſunde Luͤffte wehen/Bald/ daß ein Kranckheits-Sturm uns ſchaͤd- undtoͤdlich ſey.Strent unterweilen gleich die Zeit uns ſanffte Ro-ſen/Jſts/ daß erwuͤnſchtes Heil in allen Zimmernlacht/Wie bald verkehrt ſich nicht das ſchmeichelnde Liebko-ſen?Wird uns vor Nectar nicht Gifft/ Gall und Eſſigbracht?Drumb weg/ was Unbeſtand und Jrꝛthum mit ſichfuͤhret!Hinweg/ was Fleiſch und Blut als einen Abgottehrt!Der rechte Wolfahrts-Zweck wird hierdurch nicht be-ruͤhret/Wol dem! der ſein Gemuͤth/ was Himmliſch iſt/ be-lehrt.Wer den begluͤckten Port gedencket zu erreichen/Wo uns die Seligkeit in jhre Armen faſt.Der muß der Hoffnung Schiff dahin nicht laſſen ſtrei-chenWo Klipp’ und Strudeln ſind/ wo ſincket Schiff undMaſt.a iijWolan!Wolan! die Zeit iſt hier/ mein Abſchied iſt verhanden/Die Jugend huͤllet ſich entfaͤrbt ins Sterbe-Tuch/Die Glieder werden frey von den geerbten Banden/Die uns geſchmiedet hat der erſten Eltern Fluch.Seyd Freunde demnach mehr/ als Tauſendmal geſeg-net/Laſt meinen Hintritt Euch nicht ſeltſam kommen vor.Denckt nicht/ daß mir hierdurch was Widriges begeg-net;Wird gleich der Leib verſcharꝛt: der Geiſt ſchwingtſich empor.Laſt/ Eltern/ noch einmal Euch eure Haͤnde kuͤſſen/Nehmt meinen letzten Kuß zum Liebes-Zeichen an.Jch wil anjetzt nichts mehr von Welt und Hochzeitwiſſen/Jch richte meinen Lauff zu der geſtirnten Bahn.Weil ich nun laͤnger nicht auff Erden hier verharre/Laß ich die letzte Bitt an Euch noch gehen ab/Daß man auff ſelbte Zeit deß Coͤrpers Laſt verſcharre/Und eben dieſen Tag Michſencke in das Grab/Der zu dem Ehren-Feſt und Hochzeit war beſtimmet.Nehmt/ Eltern beyderſeits den Abſchieds-Kuß vonmir.Wird gleich mein blaſſer Mund nicht ferner reden koͤn-nen/Wird doch die Wolthat ſelbſt Euch dancken fuͤr undfuͤrGleichGleich jetzo ſolt Jch mich zwar eurem Haus entziehen/Doch nicht/ wie man vermeint/ den Graͤntzen dieſerWelt.Allein/ weil Gottes Schluß mich heiſt von hinnen flie-hen/So ruff ich: Gute Nacht! und reiſ’ ins Sternen-Zelt.Wie ſeh’/ verlobter Schatz/ Jch Dich ſo traurig ſtehen?Wil dieſer fruͤhe Riß erwecken Hertzeleid?Wahr iſts/ die Gegenwart der Liebe wil vergehen/Weil vor den Braut-Rock wird gewaͤhrt dasTodten-Kleid.Doch ſinne nur was nach: Wer denckt uns hier zuſchei-den?Jſts Der nicht/ der uns juͤngſt zuſammen hat gefuͤgt?Was das Verhaͤngnuͤß ſchleuſt/ muß unveraͤndert blei-ben/Vernuͤnfftig iſt/ der ſich geduldig drein ergibt.Laß/ Du Geliebteſter/ demnach das Trauren fahren/Und gib nicht allzuſehr der weichen Wehmuth nach.Jn kurtz verfloßner Zeit wird uns der Hoͤchſte paaren/Wenn Er mich ruffen wird/ auß ſtillem Schlaff-Ge-mach.Jhr/ die Jhr ſeyd mit Mir auß einem Blut entſproſſen/Jhr/ die Jhr Mir mit Gunſt und Freundſchafft ſeydverwand/Von Denen Jch bißher beliebte Treu genoſſen/Lebt wol! Jch reiſe fort in das gelobte Land/WoWo Uns deß Hoͤchſten Hand ſelbſt wiſchet ab die Thraͤ-nen.Jch wil mit aller Luſt beſchluͤſſen meine Zeit.Der Uns die Straſſe hat zum Himmel wollen baͤhnen/Traͤgt Mich auff ſeinem Arm ins Schloß der Se-ligkeit.Mich deucht/ ich ſeh’ im Geiſt/ wie Mich die Seraphi-nen/Wo groſſe Gottheit ſtrahlt mit reiner Majeſtaͤt/Jn heiligem Triumph mit Palmen ſchon bedienen.Wol dem! Den ſo/ wie Mich/ ein fruͤher Fall erhoͤht/Ade! Du duͤſtrer Schacht vergiffter Eitelkeiten/Mit Freuden laß ich dich/ weil Jch von hinnen gehZur Wohnung/ die Mir pflegt mein JESUS zube-reiten.Freund/ Eltern/ Braͤutigam/ gehabt Euchwol! Ade!